Kind, iss doch mal was
Hand hoch, wer diesen Klassiker der gut gemeinten Elternratschläge auch schon gesagt hat. Nur fürs Protokoll: Meine Hand ist hier natürlich auch oben. Gleichzeitig gibt es gute Gründe, warum ich heute darauf verzichte.
In meiner Kindheit habe ich diesen Satz des Öfteren gehört. Naja, ab und zu auch heute noch, wenn ich meine Oma besuche. Ich erinnere mich nur zu gut, dass sich meine Motivation mehr zu essen trotz oder gerade wegen diesem Ratschlag ziemlich in Grenzen gehalten hat. Manchmal habe ich noch weiter darin herumgestochert. Selten jedoch noch einen Bissen mehr gegessen.
Hinter der Motivation Kinder zum Essen zu animieren, steckt natürlich die Sorge, dass der Nachwuchs nicht genug Energie und Nährstoffe für eine gesunde Entwicklung zu sich nimmt. Und manchmal auch der eigene Wunsch, dem dann später hungrigen Kind keinen Snack mehr machen zu müssen.
Wenn wir nun aber ein natürliches Essverhalten anstreben, sollten wir möglichst wenig von Außen kommentieren. Denn:
Hunger und Sättigung lassen sich genauso wenig durch Ratschläge von außen beeinflussen, wie das Wetter.
Wir dürfen unserem Körper vertrauen, dass er genau weiß, was er braucht. Der Körper arbeitet nicht gegen uns. Sondern mit uns. Für uns. Greifen wir von außen in diese hochkomplexen Mechanismen, die Hunger und Sättigung regulieren ein, beeinflussen wir das Essverhalten unserer Kinder. Möglicherweise in eine Richtung, die ihnen nicht guttut. Denn isst dein Kind aus dem Bedürfnis dir zu gefallen, es dir recht zu machen, mehr und über seinen Hunger heraus, verlernt es mit der Zeit auf seine Körpersignale zu hören.
Wenn ihr Sorge habt, dass das Kind eigentlich noch Hunger hat, fragt es zum Beispiel:
“Ist in deinem Bauch noch Platz für ein bisschen mehr Essen?”
“Auf einer Skala von 1-10, wie voll ist dein Bauch?” (ein gutes Mittelfeld ist hier übrigens großartig)
“Wie fühlt sich der Bauch an?”
Oder oder oder…