Warum gemeinsame Mahlzeiten so wichtig sind
Gemeinsame Familienmahlzeiten sind oft rar in einem mitunter hektischen Alltag. Ich bemerke oft, dass ich gern zeitsparend auf dem Weg von A nach B das Essen dazwischen schiebe. Und immer häufiger fallen mir Kinder auf, die ganz ähnlich im Kinderwagen oder im Lastenfahrrad ihren Hunger oder Appetit nebenbei stillen. Entspannte Mahlzeiten sind allerdings kurz- und langfristig wesentlich besser. Aber warum ist das so?
Hier spielen wie so oft mehrere Aspekte eine Rolle. Zum Einen haben auch Kinder einen stressigen Alltag. Sie haben oft gleichermaßen einen vollen Terminkalender. Kinder müssen im Kindergarten, in der Schule, bei Freunden zu Hause, beim Sport oder bei den Eltern kooperieren oder Kompromisse machen. Auch sie brauchen eine Pause, um sich zu erholen. Eine entspannte Zeit bei den Mahlzeiten kann unter anderem als Ruhepol dienen. Schon das Zubereiten und Tischdecken ist ein Ritual. Am Familientisch ist genügend Zeit für Gespräche über den Tag und jede Menge Aufmerksamkeit. Eine positive Stimmung am Essenstisch überträgt sich auch auf die Auswahl der Lebensmittel. Wenn wir uns gut fühlen, essen wir deutlich “gesündere” Speisen und greifen eher auch zu unbekannten Lebensmitteln. Andersherum greifen wir bei schlechter Laune sehr gern zu den Lebensmitteln, die nicht unbedingt jeden Tag auf dem Speiseplan stehen sollten.
Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich bei Gesprächen der Erwachsenen am Familientisch immer gern zugehört habe. So blieb ich das ein oder andere Mal wesentlich länger sitzen, als der Hunger es eigentlich verlangt hätte. In entspannter Gesellschaft steigern wir nicht nur unser Selbstwertgefühl, da wir ein Teil der Gruppe sind. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl führt unter anderem dazu, dass wir in Gesellschaft oft mehr und über einen längeren Zeitraum zu uns nehmen, als wenn wir allein unseren Hunger stillen.
So kann die gemeinsame Zeit auch Zappelphilippe oder “schlechte Esser” zum Mehressen animieren.
Ein weiterer Aspekt ist, dass Kinder uns nachahmen. Kinder beobachten gern ihre Tischnachbarn. Sie probieren wesentlich häufiger Lebensmittel, die von Personen, denen sie vertrauen, gegessen werden. Diese Speisen werden als “in Ordnung” eingestuft.
Es ist also recht simpel: Isst der Papa keinen Brokkoli, macht sogar vielleicht Kommentare, dass er ihn nicht mag, wird das Kind diesen auch nicht mögen. Lobt die Schwester, dass der Spinat wirklich lecker schmeckt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass das Geschwisterchen diesen ebenfalls probiert.
Es geht beim gemeinsamen Essen also nicht darum, den Teller aufzuessen. Ziel sollte es sein mit den Kindern schöne, gemeinsame Mahlzeiten zu verbringen, in denen sie ihre geschmackliche Neugier und ihre Bedürfnisse nach Zugehörigkeit genauso wie Hunger und Appetit stillen können.