Was ist eigentlich auf Social Media los?
Social Media kann ein wahrer Segen und auch Fluch zugleich sein. Gerade auf Instagram gibt es zahlreiche Seiten, die großartige Beiträge teilen. Allerdings gibt es auch die selbst ernannten “Health-Influencer”, die mit gut gemeinten Ratschlägen nur so um sich werfen. Ob diese immer hieb- und stichfest sind?
Hinter vielen dieser Profile verbergen sich keine Ernährungsfachkräfte, wie Ernährungswissenschaftler oder Diätassistenten, sondern Personen, die sich ihr Ernährungswissen selbst erlesen haben oder vielleicht ein Wochenendseminar besucht haben. Oft basiert dann die Vorstellung von einer gesunden Ernährungsweise auf alten Annahmen oder einer eigenen Ideologie. Zu lesen sind dann Aussagen wie “Zucker ist böse und sollte komplett aus der Ernährung verbannt werden”, “Gluten zerstört den Darm” oder “Milch ist giftig”.
Schauen wir uns den #zuckerfrei an. Hierunter sind fast eine halbe Millionen Beiträge zu finden. Darunter Rezepte, die sicherlich vollwertig sind, aber auf keinen Fall zuckerfrei. Ja, sie enthalten keinen Haushaltszucker. Dafür reife Bananen, Datteln oder andere süßende Lebensmittel. Eine Täuschung, die uninformierte Leser und einige der Verfasser selbst glauben. Auch Mythen, wie eine reinere Haut durch Zuckerverzicht finden sich unter diesem Hashtag.
Kaum eine Aussage auf Social Media hält einer wissenschaftlichen Beurteilung stand
Gluten zerstört bei gesunden Menschen nicht den Darm. Zucker hat keine bösen Absichten und ist somit auch nicht böse. Vielmehr könnten wir ohne Zucker nicht leben. Milch ist nicht giftig. Ok ok, die Dosis macht immer das Gift. Aber ich spreche hier natürlich nur von einem Verzehr im normalen Maß. Und dennoch gibt es sehr gute Gründe den Milchkonsum zu reduzieren oder einzustellen. Das hat aber bei Personen, die nicht an einer Intoleranz oder Unverträglichkeit leiden, in erster Linie ethische Gründe, welche auch so klar benannt werden sollten.
Reißerische Aussagen erhöhen natürlich viel eher die Interaktionsraten als gut recherchierte Tatsachen. Zudem ist eine ausgewogene und vollwertige Ernährungsweise immer noch ziemlich unsexy.
Leider sind aber die oben genannten Aussagen und viele weitere nicht nur unwissenschaftlich, sondern auch gefährlich. Besonders für Menschen, die ein problematisches Essverhalten haben oder gar bereits an einer Essstörung leiden.
Ich weiß es klingt nicht wirklich spannend, aber: Eine ausgewogene Ernährung und ein entspanntes Verhältnis zum Essen ist die beste Voraussetzung einer gesunden Ernährungsweise.
Um diese Message nach draußen zu tragen, muss Ernährungskommunikation von Experten präsenter werden. Denn sie ist so wichtig. Die Stimmen ausgebildeter Ernährungsfachkräfte müssen lauter werden.
Und auch ihr könnt etwas tun: Bitte schaut euch die Profile genau an. Wer verbirgt sich dahinter? Gibt es evidenzbasierte Quellen, z. B. Verweise auf eine Studie, für die Aussagen? Hinterfragt die Aussagen auf Sinnhaftigkeit. Oft glauben wir zu schnell was uns erzählt wird. Dient der Beitrag dazu, etwas zu verkaufen (beispielsweise ein Nahrungsergänzungsmittel oder einen Zuckerersatz)?