“Ich höre mich gerade an wie eine Rabenmutter”
Gerade hab ich eine Sprachnachricht einer Freundin abgehört, die während sie erzählte plötzlich sagt: “Gott, ich höre mich gerade an wie eine Rabenmutter”. Wie kam es dazu? Wir haben uns zum Thema Teller leer essen ausgetauscht. Sie beschrieb, dass ihre Tochter sich gern mehr auf den Teller nimmt, als sie tatsächlich essen kann. Futterneid gibt es auch bei uns. Der Bruder soll am Ende bloß nicht mehr bekommen. Bei der Portionsgröße hört die Liebe eben auf.
Zurück zum Thema. Meine Freundin erzählte mir, dass sie ihr sattes Kind bei noch vollem Teller bittet ein paar weitere Gabeln zu essen. In der Hoffnung, dass sie sich zukünftig weniger nimmt. Während sie erzählt, bricht dieser Satz aus ihr heraus. Eine innere Stimme scheint den Ansatz möglicherweise zu hinterfragen.
Ich kann ihren Wunsch Essen nicht zu verschwenden absolut nachvollziehen. Gleichzeitig glaube ich, dass es so nicht funktionieren wird.
Das Kind ist erst knapp 4 Jahre alt. Es kann sicherlich sein Hungergefühl noch nicht gut selbst einschätzen. Zudem ist es vermutlich nicht reif genug sein Verhalten so weit zu reflektieren und hat somit nicht die Chance etwas zu ändern.
Am Essenstisch findet überdies eine Machtdemonstration statt. Sowohl vom Kind als auch den Eltern. Das Kind möchte seine Autonomie durch die Wahl der Portionsgröße demonstrieren. Die Eltern durch die Bitte zum Überessen eine Konsequenz aufzeigen. Gerade die paar Gabeln mehr können und dürfen jedoch eine Abwehrhaltung des Kindes erzeugen. Denn diese vermögen ein solches körperliches Unwohlsein auszulösen, dass sie eine ungünstige Verknüpfung zum Essen oder der Tischsituation führen.
Wir alle wünschen uns eine entspannte Zeit beim gemeinsamen Essen. Wenn ihr eine ähnliche Situation zu Hause habt, erklärt dem Kind, warum ihr das Essen nicht wegwerfen möchtet und bittet es weniger auf den Teller zu nehmen. Natürlich mit der Info, dass sich immer nachgenommen werden kann. Und dass genug für alle da ist.