Warum isst mein Kind im Kindergarten besser als zu Hause?
Wir kennen es alle. Das liebevoll zubereitete Essen wird nicht mal eines Blickes gewürdigt. Und dabei wissen wir, dass genau diese Mahlzeit im Kindergarten oder auch bei den Großeltern und bei Freunden bis auf den letzten Krümel verputzt wird. Aber woran liegt das?
Es gibt tatsächlich mehrere Gründe, warum Kinder außer Haus oft ein anderes Ernährungsverhalten zeigen. Ein Grund ist, dass der Kindergarten ein wichtiger Lern- und Erlebnisort für unsere Kinder darstellt. Sie können beim gemeinsamen Frühstück, Mittagessen und Snack viele verschiedene Lebensmittel kennenlernen. Kinder orientieren sich sehr stark an ihrem Umfeld: Wie reagieren die anderen Kinder und Erzieher auf die Mahlzeit und was essen sie? Allein zu sehen, dass andere die Mahlzeiten gern essen, sorgt für eine gewisse Sicherheit und eine positive Assoziation. Dies erhöht die Bereitschaft selbst zu probieren. Getreu nach dem Motto:
Deswegen ist es auch zu Hause wichtig Essen anzubieten, was den einzelnen Familienmitgliedern schmeckt. Je öfter das Kind sieht, dass der Brokkoli mit Genuss gegessen wird, desto eher möchte es selbst einmal wissen, wie dieser schmeckt. Ratsam ist es dennoch am Familientisch mindestens ein Lebensmittel aufzutischen, welches das Kind gern isst. So kann es im Zweifel immer auf dieses zurückgreifen.
Der Kindergarten oder das Essen bei Freunden und Verwandten haben noch einen weiteren Vorteil. Hier wird in der Regel kein Druck auf das Kind ausgeübt zu probieren oder aufzuessen. Auch zu Hause sollte immer gelten: kein Zwang beim Essen. Die Familienmahlzeit wird umso entspannter, je weniger das Essverhalten des Kindes kommentiert oder beäugt wird. So erhöht sich auch die Chance, dass der Nachwuchs das Essen probiert.
Und wenn das Essen immer noch verweigert wird?
Wenn Kinder trotz aller Bemühungen das Essen verweigern, ist das auch ok. Auf lange Sicht ist es ziemlich egal, ob heute der Rosenkohl gegessen wurde oder nicht. Der Rosenkohl hat tatsächlich keine Zauberkräfte und kann das eben verputzte Eis ausgleichen. So lang die Ernährung insgesamt ausgewogen und nährstoffreich ist, ist alles in bester Ordnung.
Für Kinder in der Autonomiephase stellt Essen übrigens eine hervorragende Möglichkeit dar, ihre Grenzen zu setzen. Denn Essen kann wesentlich besser verweigert werden als beispielsweise das Anziehen einer dicken Jacke im Winter oder der Arztbesuch. Wie jede Phase wird auch diese vorüber gehen. Was aber bleibt sind Erinnerungen an entspannte gemeinsame Stunden beim Familienessen.