Ernährungsallerlei,  Ernährungswissen

Sollten Kitas zuckerfreie Zonen sein?

Der Zuckerfrei-Hype hat nun auch die Kindergärten erreicht. Immer mehr Einrichtungen machen zuckerfreie Vormittage oder möchten komplett auf Zucker verzichten. Manche Kitas gehen sogar so weit Mahlzeiten, die einen Nachtischcharakter haben vom Speiseplan zu verbannen. Gemeint sind damit auch Gerichte, die aussehen wie ein Kuchen, Muffin oder Co.

“Wir sind eine zuckerfreie Kita”

Diesen Satz habe ich erst kürzlich wieder gehört. Mit “zuckerfrei” ist in diesem Zusammenhang natürlich die Vermeidung von raffiniertem, konzentrierten Zucker gemeint. Denn sonst hätte auch das als gesund abgestempelte Obst nichts in der Kita zu suchen.

Ist dieser Trend gut für unsere Kinder?

Nein!

Je dogmatischer wir den zuckerfreien Kindergarten verfolgen, je mehr wir bestimmte Gerichte für ihr bloßes Erscheinungsbild abwerten, desto eher prägen wir eine ungesunde Einstellung unserer Kinder zum Essen. Sie lernen Lebensmittel in “gut” und “böse” einzuteilen.

Die Brotdose mutiert so manches Mal zum Feind, der sowohl von Erzieher*innen als auch Kindern kritisch beäugt wird. Erschreckend fand ich als mein Sohn mir einmal schamvoll mitteilte, dass ein Kind ihn wegen eines Kekses bei den Erzieherinnen verpetzt hat. Nur fürs Protokoll: Der Keks war selbstgemacht und enthielt keinen Milligramm Haushaltszucker. Natürlich war er dennoch süß. Nur kam die Süße eben aus Bananen.

Wieso kann zuckerfrei nicht gut sein?

Die Idee eines zuckerfreien Kindergartens hört sich ja erstmal gut an. Kinder könnten ja auch nachmittags eine Kugel Eis oder ihre Lieblingssüßigkeit futtern. Da stimme ich voll zu. Und dennoch bin ich dagegen in der Kita Zucker in welcher Form auch immer zu verbannen. Denn natürlich suggerieren wir mit der Ausgrenzung, dass Zucker etwas schlechtes ist. Den Kontakt mit Zucker zu vermeiden erscheint mir aber nicht als beste Lösung.

Die Welt da draußen ist keine Zuckerfrei-Bubble.

Wir können Kinder nicht für immer von industriell genutztem Zucker fernhalten. Der Glaube Kinder würden auch später auf Zucker verzichten, je länger wir sie von Süßem in jungen Jahren fernhalten, ist trügerisch. Spätestens wenn sie größer werden entgleiten sie unserer Kontrolle. Beim Freunden oder mit eigenem Taschengeld am nächsten Kiosk können sie eigenständig der süßen Verlockung nachgehen.

Zucker ist nicht das Problem

Mit strengen Ernährungsregeln fördern wir die Verkopfung unserer Kinder beim Essen. Sie verlernen auf ihr Körpergefühl zu hören. Je öfter sie mit diesen Regeln konfrontiert sind und danach Leben müssen, desto eher fördern wir den sogenannten Verzichthunger und eben dieses dann oft als unkontrolliert beschriebene Essveralten. Fälschlicherweise führen wir dieses dann aber auf eine suchtähnliche Wirkung des Zuckers zurück. Und nicht auf die jeweilige Ernährungserziehung.

Was macht also Sinn?

Ich bin für eine Aufklärung der Eltern und Erzieher*innen! Ich möchte vermitteln, warum es völlig in Ordnung ist, einen kuchenförmigen Nachtisch zu servieren. Denn selbst gemacht kann dieser hervorragend zu einer nährstoffreichen und ausgewogenen Ernährung beitragen.

Ich bin sehr dafür den Zuckergehalt egal aus welchem Ursprung in Speisen insgesamt zu reduzieren. Je geringer die Süßkraft in Produkten, desto weniger haben wir einen Gewöhnungseffekt für die Sinnesempfindung süß. Geringere Zuckermengen wirken sich auch positiv auf das Erlernen verschiedener Geschmäcker aus. Denn gerade in industriell gefertigten Produkten ist die Süßkraft oft unverhältnismäßig hoch und überdeckt mitunter den Geschmack des Lebensmittels.

Den Kontakt mit Süßigkeiten können wir nicht verhindern. Wir können aber den guten Umgang damit vermitteln. Eine dogmatische Herangehensweise ist hier nicht zielführend. Der Zucker ist kein Feind. Wir dürfen unseren Kindern mehr vertrauen. Ihnen die Möglichkeit geben ihr Körpergefühl zu spüren und diesem zu vertrauen.

Deswegen:

Kitas sollten keine zuckerfreien Zonen sein!

Hey, ich bin Sonja. Schön, dass du da bist! Ich bin hier der Ernährungsnerd, denn das große Feld der Ernährung fand ich schon immer spannend. Also hab ich das Ganze kurzerhand studiert, immer weiter vertieft und noch ein wenig Ernährungspsychologie on top gesetzt.

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